Biografie der Bäckerei Schewe in Gingst
Die Geschichte der Bäckerei Schewe beginnt mit Bruno Schewe, der in Sagard aufwuchs und dort das Bäckerhandwerk erlernte.
Bereits 1913 arbeitete er als wandernder Geselle in der Bäckerei in Gingst. Doch das Schicksal unterbrach seinen beruflichen Weg, als er in den Ersten Weltkrieg eingezogen wurde. Nach einer Verwundung und den Wirren des Krieges lebte Bruno mit seiner Familie in Zarrendorf bei Stralsund, wo er bei der Reichsbahn arbeitete.
Im September 1925 entschied sich Bruno Schewe, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Er zog mit seiner Familie nach Gingst und gründete die Bäckerei Schewe, die schon bald einen hervorragenden Ruf für ihre Qualität erlangte.
Übernahme durch die nächste Generation
Brunos ältester Sohn, Günter Schewe, trat früh in die Fußstapfen seines Vaters. Er erlernte ebenfalls das Bäckerhandwerk und legte bereits in jungen Jahren die Meisterprüfung ab. Im Februar 1958 übernahmen Günter und seine Frau Irene die Bäckerei. Zu diesem Zeitpunkt waren ihre beiden Söhne, Harald und Wolfgang, bereits Teil des Betriebs, während die Tochter Susanne später geboren wurde. Alle drei Kinder bewiesen den gleichen Fleiß und die Leidenschaft wie ihre Eltern und wurden erfolgreiche Gastronomen.
Die Bäckerei Schewe zeichnete sich durch ihre erstklassigen Backwaren aus, die nicht nur in Gingst, sondern auch in umliegenden Gaststätten, Ferienbetrieben und Unternehmen geschätzt wurden. Die harte Arbeit in der Backstube wurde von einer familiären Atmosphäre begleitet, in der trotz der körperlichen Anstrengung auch der Humor nicht zu kurz kam. Langjährige Mitarbeiter wie Karl-Heinz Drews, Hermann Busse, Siegbert Braunschweig und Reiner Ladentien hielten der Bäckerei ebenso die Treue wie die Verkäuferinnen Fr. Gurke, Fr. Schlünz, Fr. Gorzelski, Fr. Naumann und Fr. Wesphal.
Günter Schewe – Der unermüdliche Meisterbäcker
Günter Schewe war ein unermüdlicher Arbeiter, der bis weit über das Rentenalter hinaus in der Backstube stand. Sein Arbeitstag begann oft um 2 Uhr morgens und endete spätabends. Mit seiner modernen Arbeitsphilosophie, die auf Teamarbeit und gegenseitigem Respekt basierte, führte er den Betrieb erfolgreich durch die Jahrzehnte. Besonders nach der Wende 1989 stieg die Nachfrage nach den hochwertigen Produkten der Bäckerei stark an, was den Einsatz der ganzen Familie erforderte.
Unter Günters Leitung wurde die Bäckerei auch in die Sommerversorgung eingebunden, etwa für Hotels, Zeltplätze und Feriengäste. In Spitzenzeiten wurden bis zu 8000 Brötchen täglich produziert. Neben den klassischen Backwaren kamen mit der Zeit auch andere Produkte wie Eis hinzu.
Abschied vom aktiven Geschäft
Im Jahr 2003, nach mehr als 50 Jahren als Bäckermeister, übergab Günter Schewe die Bäckerei an seinen Nachfolger, den Bäckermeister Arne Marschall. Damit endete eine Ära, doch die Tradition der Bäckerei Schewe lebte weiter, da weiterhin nach den überlieferten Rezepten von Günter gebacken wurde. Das historische Gebäude, das vermutlich im 18. Jahrhundert erbaut wurde, bleibt ein Zeugnis der langen Geschichte der Bäckerei in Gingst.
Günter Schewe – Leidenschaft für das Handwerk
Auch nach seinem offiziellen Ruhestand konnte Günter Schewe das Backen nicht lassen. In Lietzow engagierte er sich für den neuen Lehmbackofen auf dem Gelände der Räucherei seines Sohnes Harald. Dort entwickelte er spezielle Holzofenmischungen und blieb seinem Handwerk mit Hingabe treu. Er zeigte bis zuletzt, dass Tradition und Handwerk für ihn nicht nur Beruf, sondern Berufung waren.
Die Geschichte der Bäckerei Schewe in Gingst ist ein eindrucksvolles Beispiel für familiären Zusammenhalt, Leidenschaft für das Handwerk und den Erfolg, der sich durch Fleiß und Qualität über Generationen hinweg bewährt.
Fotos: Sammlung G.W.Schröder